Im Gespräch mit:
Uwe Wegner

Am 14. September 2025 wählt Weilerswist einen neuen Gemeinderat, einen neuen Kreistag, einen neuen Landrat – und einen neuen Bürgermeister. Uwe Wegner, im Gemeinderat Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Wähler-Vereinigung Weilerswist (UWV), tritt erneut für den Gemeinderat an. 

Zudem kandidiert er als Vorsitzender des UWV-Kreisverbandes erstmals auch für den Kreistag. Als Spitzenkandidat auf beiden Listen spricht er im Interview unserer Broschüre "Weilerswist kompakt" über seine Motivation, kommunalpolitische Verantwortung und darüber, was die UWV auszeichnet.

Hinweis: Die in unserer Broschüre "Weilerswist kompakt" abgedruckten Fragen haben wir hier orange eingefärbt. Dies soll Ihnen als Orientierung dienen und das evtl. als "Weilerswist kompakt"-Leser sonst notwendige doppelte Lesen ersparen.
  • Uwe, viele Menschen hatten sich dich als Bürgermeisterkandidaten gewünscht und erwartet. Warum hast du dich dagegen entschieden?

    Ich weiß, dass dieser Wunsch im Raum stand und auch für die Zukunft bei Manchem besteht. Ich habe mich sehr bewusst mit dieser Frage beschäftigt. Letztlich habe ich mich aus Verantwortung für das Gesamtgefüge unserer Gemeinde entschieden, diese Kandidatur derzeit nicht anzustreben. Die Gründe habe ich offen auf meiner Homepage erklärt. Für mich zählt nicht das Amt, sondern das, was ich bewirken kann. Und das ist momentan als Fraktionsvorsitzender im Rat und perspektivisch im Kreistag möglich – vielleicht aktuell sogar konsequenter.


  • Du kandidierst gleichzeitig für Rat und Kreistag. Was reizt dich an dieser Doppelrolle?

    Das eine ergänzt das andere. Viele  Themen – von  Mobilität bis  hin zur   Klimaanpassung –   machen nicht an der Gemeindegrenze halt. Ich will dafür sorgen, dass Weilerswist im Kreis nicht nur mitredet, sondern auch mitgestaltet. Die UWV ist in den letzten  Jahren  stark gewachsen – das ist eine Chance für konstruktive, parteiunabhängige Sachpolitik über die Gemeindegrenzen hinaus.



  • Was zeichnet die UWV in Weilerswist aus?

    Wir sind unabhängig, aber nicht neutral. Wir beziehen klar Stellung – aber immer sachbezogen. Die UWV steht für eine „politikfreie“ Politik: kein Fraktionszwang, keine Parteipolitik, kein ideologischer Nebel. Stattdessen: zuhören, bewerten, entscheiden. Wir sind unbequem, wenn es nötig ist – aber immer konstruktiv.


  • Was unterscheidet die UWV denn konkret von anderen politischen Gruppen?

    Wir haben keine Landes- oder Bundespartei im Rücken. Wir müssen hier vor Ort nicht deren Leitlinien gerecht werden. Genau deshalb können wir rein sachorientiert mit Menschenverstand für unsere Kommune entscheiden. Unsere Verpflichtung gilt den Bürgerinnen und Bürgern in Weilerswist und im Kreis – nicht Parteitagen oder Hinterzimmern.

  • Was möchtest du im Kreistag erreichen?

    Der Kreis hat großen Einfluss auf die Kommunen, z. B. auf die Mobilität, den Katastrophenschutz und die Wirtschaftsförderung. Ich will, dass Weilerswist im Kreis endlich stärker wahrgenommen wird. Ich will auch dort die Stimme für Pragmatismus und Fairness sein – und verhindern, dass Entscheidungen über unsere Köpfe hinweg und zu Lasten der Kommunen getroffen werden.


  • Warum sollte man der UWV am 14. September die Stimme geben?

    Wir zeigen, dass man auch als bislang kleine Fraktion gestalten kann, ohne zu spalten. Weil wir zuhören. Weil wir liefern. Wer will, dass Politik in Weilerswist und im Kreis näher an den Menschen und weiter weg von Parteitaktik ist, der ist bei uns richtig. Unsere Stärke liegt im Team – und in der Überzeugung, dass es auf Inhalte ankommt, nicht auf Überschriften.


  • Wie erlebst du den politischen Stil im Gemeinderat aktuell – braucht es mehr Miteinander?

    Es gibt in Teilen gute Zusammenarbeit, aber auch zu viel Taktik. Manchmal wird mehr diskutiert, wer etwas sagt, als was gesagt wird. Das lähmt. Ich wünsche mir mehr Mut zur Sacharbeit und auch zur Einigung, ohne Gesichtsverlust. Wir müssen weg vom parteipolitischen Rechthaben und hin zum lösungsorientierten Arbeiten.



  • Wie stehst du zur Digitalisierung der Verwaltung – und wo steht Weilerswist da aus deiner Sicht?

    Wir sind Jahre im Verzug. Es reicht nicht, wenn irgendwo eine PDF herunterladbar ist. Bürgerinnen und Bürger müssen Verwaltung als Dienstleister erleben – digital und analog. Ich will, dass z. B. Mängelmeldungen online gestellt und nachverfolgt werden können. Bisher sind die Vorstöße der UWV – kurz und knapp gesagt – immer blockiert worden. Ich gehe davon aus, dass wir aber auch hier bald durch unsere Beharrlichkeit weiterkommen. 


  • Uwe, was bedeutet für dich „unabhängige Politik“ konkret im Alltag?

    Unabhängig zu sein heißt für mich: Ich kann zunächst jeder Idee offen begegnen – egal, von wem sie kommt. Ich muss niemandem in Düsseldorf oder Berlin gefallen. Ich muss nur eines: das vertreten, was für Weilerswist sinnvoll und verantwortbar ist. Das gibt Freiheit – ist aber natürlich auch Verpflichtung.

  • Viele Bürgerinnen und Bürger empfinden Politik als abgehoben. Was kann Kommunalpolitik dagegen tun?

    Zuhören. Rausgehen. Reden. Und dann: Liefern. Politik wird dann ernst genommen, wenn sie spürbar wird. Das kann der neue Radweg sein – oder der gute Kita-Platz. Wenn Menschen das Gefühl haben: „Da passiert was, weil ich mich gemeldet habe“, dann entsteht Vertrauen. Das muss unser Anspruch sein.

  • Mancher Politiker will, dass Weilerswist weiterhin wächst. Wie siehst du das Verhältnis zwischen Neubau, Infrastruktur und Gemeinsinn?

    Wachsum um jeden Preis darf es nicht geben. Wachstum muss geordnet und begleitet werden. Wohnraum ist wichtig – wir müssen bei allem Wachstum an die Folgen und Ausgaben für die Infrastruktur denken: Straßen, Schulen, Kitas, erweiterte Anforderungen an die Feuerwehr und vieles mehr. Dabei haben wir jetzt bereits schon immense Herausforderungen bei unserer heute schon in Teilen maroden Infratsruktur. Und das Wichtigste: Wachstum darf den Gemeinsinn nicht zerstören. Wenn Menschen neu dazu kommen, müssen sie auch eingeladen werden, Teil des Miteinanders zu sein. Unsere Ortschaften sind mehr als nur Bebauungspläne 

  • Was ist deine persönliche Vision für Weilerswist?

    Ein Weilerswist, das zukunftsorientiert wächst, ohne sich selbst zu verlieren. Ein Ort, in dem sich Menschen begegnen, mitgestalten und wohlfühlen – von den kleinen Ortschaften bis zum Kernort. Dafür lohnt es sich, jeden Tag aufzustehen. Ich bin bereit.

  • Was verstehst du unter „Vertrauen“ in der Kommunalpolitik – und wie lebst du diese Rolle?

    Vertrauen kann man meiner Ansicht nach nur denen schenken, die auch den Mut haben, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen – dabei aber fair bleiben. Es geht nicht darum, Recht zu behalten, sondern darum, Verantwortung zu übernehmen. Ich höre zu, ich entscheide, ich erkläre. Und ich nehme auch Kritik ernst. Ich glaube nur so entsteht Vertrauen.

  • Was braucht Weilerswist deiner Meinung nach in den nächsten fünf Jahren am dringendsten?

    Planbarkeit und Verlässlichkeit. Die Menschen wollen wissen: Wie geht es mit dem Verkehr weiter? Wird das Ehrenamt wirklich geschätzt? Wir brauchen Antworten, die nicht auf persönlicher oder parteilicher Taktik beruhen, sondern auf realer Steuerungsfähigkeit – in Verwaltung wie im Rat. Hier machen mir zu viele Spitzenkandidaten viel zu viele unrealistische Versprechungen. Das kann im ersten Moment deren persönlichen Zielen dienen, weil es sich erstmal gut im Wahlkampf anhört. Dauerhaft kann es dennoch nicht im Sinne der Demokratie sein, wenn trotz Bewölkung „das blaue vom Himmel“ versprochen wird.

  • Wo siehst du die größten strukturellen Schwächen in der Gemeindeverwaltung?

    Wir haben gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – aber ein System, das nicht für heutige Herausforderungen gemacht ist. Digitalisierung stockt, Prozesse dauern zu lang, etc.; Ich fordere wahrlich keine Revolution – aber eine ehrliche Bestandsaufnahme und dann klare Prioritäten: Was müssen wir können – und wie kommen wir dahin? Die Ergebnisse der vom Rat beauftragten Organisationsuntersuchung wurden dem Rat bislang nicht zur Verfügung gestellt. Diese Art Geheimhaltung schafft natürlich Misstrauen: ich frage mich, ob bestimmte Dinge in der Organisation derart schief sind, dass man hier viel intensiver nachdenken muss, als wir es als Ratsmitglieder erahnen. Ich hoffe hier bei der nächsten Verwaltungsspitze auf mehr Trasparenz und Offenheit dem Rat gegenüber. Wir sind als UWV bereit fair und konstruktiv miteinader umzugehen.

  • Du bist auch Vorsitzender des UWV-Kreisverbands Euskirchen. Was ist deine Vision für eine bürgernahe Kreispolitik?

    Der Kreis darf nicht wie ein „ferner Apparat“ wirken. Ich möchte den Kreis als Möglichmacher und Partner der Kommunen positionieren – nicht als Bremser. Ob ÖPNV oder Katastrophenschutz: Wir müssen gemeinsam regional denken und lokal handeln. Und dabei immer fragen: Dient das den Menschen direkt?

  • Wie wichtig ist dir das Ehrenamt – und wie kann man es stärken?

    Ohne Ehrenamt funktioniert fast nichts. Von Feuerwehr, Sportvereinen, Jugendgruppen bis Selbsthilfegruppen – Ehrenamt ist das Rückgrat unseres Miteinanders. Ich möchte dafür sorgen, dass Wertschätzung nicht bei Worten aufhört, sondern sich in Förderung, Raumangeboten und Entlastung im Alltag zeigt. Hier müssen wir uns politisch und verwaltungstechnich besser aufstellen.

  • Wie gehst du persönlich mit Kritik oder Widerstand um?

    Ich ducke mich nicht weg, ich nehme Kritik ernst – auch wenn sie manchmal hart ist. Politik ist kein Streichelzoo. Aber sie ist auch kein Boxring. Ich versuche, sachlich zu bleiben, Haltung zu zeigen – aber nicht stur zu sein. Ich kann mich hinterfragen. Ich kann auch dazulernen. 

    Manches was aber öffentlich, vor allen in den sogenannten sozialen Medien, statfindet - dies gehört auch zur Wahrheit - ist „drüber“ und inakzeptabel. Da hat es schon gedauert, sich daran zu gewöhnen. Ich für mich kann das. Aber ob das wirklich alle Kommunalpolitker können und auch alle unsere Familienangehörigen, das will ich mal in Frage stellen. 

  • Wie erlebst du den Wandel der politischen Kultur – wird Politik härter?

    Ja, spürbar. Tonalität, Umgang, Respekt – da ist viel verloren gegangen. Aber ich glaube, genau deshalb braucht es Menschen, die weiter Haltung bewahren, Brücken bauen und nicht jeden Fehler des anderen gleich medial inszenieren. Wir müssen wieder lernen: Politischer Wettbewerb braucht menschlichen Anstand. Und dazu muss auch jeder selber immer wieder bereit sein, sich stetig selber zu reflektieren. 

  • Wie würdest du deinen politischen Stil beschreiben?

    Ich will kein Showpolitiker sein. Ich arbeite lieber gründlich, halte nicht viel von unrealistischen Zusagen und parteitaktisch geprägten, inhaltlosen Sprechblasen. Ich bin überzeugt: Die Leute haben ein feines Gespür, sie merken den Unterschied zwischen Show und Authentizität. 

  • Was hast du aus der Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen gelernt – auch im Streit?

    Dass man Menschen nicht nur auf ihre Meinung reduzieren sollte. Ich habe mit politischen Kontrahenten Lösungen gefunden – und mich über Verbündete geärgert. Das zeigt: Politik ist komplex. Aber man kann fast immer zusammenkommen, wenn der Ton stimmt und das Ziel ehrlich ist.

  • Was wünscht du dir im Umgang zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik?

    Ehrlichkeit und Augenhöhe. Die einen dürfen nicht überheblich sein, die anderen nicht pauschalisieren. Verwaltung, Politik, Bürgerschaft – wir sitzen im selben Boot. Wenn wir das wieder erkennen, geht vieles leichter. Wir müssen den Respekt voreinander neu lernen.

  • Du sprichst hier und da von Pragmatismus. Kann man damit heute noch gewinnen – zwischen Empörung und Ideologie?

    Ich glaube, gerade jetzt. Die Leute haben genug von den Extremen und dem permanenten Schubladendenken. Dem in die eine oder in die andere Ecke stellen. Sie wollen keine Weltformeln, sondern saubere Entscheidungen, die nachvollziehbar sind. Pragmatismus ist kein Verzicht auf Grundhaltung – es ist der Mut zur Realität, zur machbaren Lösung. Ich glaube, dass das zunehmend wieder mehr Gehör finden muss und wird.

  • Wie hältst du eigentlich durch – bei so vielen Sitzungen, Gesprächen und auch Verantwortung?

    Manchmal ist es anstrengend, ja. Aber ich glaube an das, was ich tue. Und ich bin nicht allein. Wir haben in der UWV ein starkes Team, das sich gegenseitig trägt. Und ich ziehe Kraft aus Begegnungen – aus Dank, Kritik, Vorschlägen, Fragen. Das ist der Treibstoff, den keine Parteizentrale liefern kann, der Treibstoff, der mich immer und immer wieder antreibt.

    Und selbstverständlich der Rückhalt meiner Familie und Freunde. Ohne deren Rückhalt könnte ich das alles nicht. Ich kann dafür nicht dankbar genug sein.

  • Was wünscht du dir von den Bürgerinnen und Bürgern zur Wahl am 14. September?

    Ich wünsche mir: Schaut genau darauf, wer was vesprochen hat und wer tatsächlch angepackt hat. Schaut, was kommunal wirklich beeinflusst werden kann und was nicht, wenn Versprechungen abgegeben werden. Geht wählen! Wir stellen uns als UWV zur Wahl, weil wir bereit sind, Verantwortung zu tragen. Wer Politik will, die nahe dran ist, mutig und klar – der findet bei uns ein faires Angebot. Wer meint, nicht wählen zu gehen, der hilft am Ende denjenigen stillschweigend weiter, die er an sich gar nicht mehr will. 

  • Uwe, viele Bürger fragen sich: Warum soll ich überhaupt noch wählen – es ändert sich ja doch nichts?

    Das verstehe ich – wirklich. Politik hat in den letzten Jahren immer mehr Vertrauen verspielt. Für mich daher mit ein Grund, warum man sich die konstante Leistung der auf dem Wahlzettel stehenden Gruppierungen in der zu Ende gehenden Wahlperiode ansehen sollte. Wer hat Initiativen ergriffen, wer keine Akzente gesetzt, wer hat nicht nachvollziehare Kehrtwendungen vollzogen? Also kurz um: eine Frage der wahren Verlässlichkeit. Wenn wir aber aus mangelndem Vertrauen wegbleiben, überlassen wir weiter das Feld denen, die nur laut oder taktisch sind. Das kann und darf nicht das Ergebnis sein. 

  • Warum braucht es die UWV?

    Weil wir nicht bloß mitreden wollen, sondern mitverantworten. Wir stehen für Unabhängigkeit ohne Eitelkeit, für Klartext ohne Krawall, für Ideen ohne Ideologie.  Weil Weilerswist und der Kreis Euskirchen Menschen braucht, die sagen: „Es geht nicht um uns – es geht um euch.“. Weilerswist braucht eine starke Stimme auf Kreisebene, die nicht überhört wird. Ich will sicherstellen, dass wir bei Bildung, Katastrophenschutz, Mobilität und Digitalisierung nicht abgehängt werden. Und weil ich auch im Kreistag unabhängig und lösungsorientiert arbeiten will – wie im Rat.

  • Was muss getan werden, damit junge Menschen sich mehr für Politik interessieren – gerade vor Ort?

    Wir müssen ihre Ansichten ernst nehmen und sie mitgestalten lassen. Nicht erst mit 18 – sondern schon in Schule, Jugendparlament, Verein. Junge Menschen haben klare Meinungen, starke Werte und ein gutes Gespür für Fairness. Wer sie einbindet, bekommt frischen Wind – wer sie ignoriert, verliert Zukunft.

  • Welche Rolle spielt für dich die „Opposition“, wenn man – wie bisher die UWV – nicht immer in der Mehrheit ist?

    Opposition klingt ein wenig wie Konfrontation um grundsätzlich gegen die Mehrheiten zu sein. Aber darum geht es nicht. Wenn man uns als „Opposition“ bezeichnen will, dann ist sie wichtig. Dann stellen wir als Opposition die richtigen Fragen, kontrollieren fair, bringen eigene Ideen ein und sind jederzeit gesprächsbereit. Es geht nicht ums Dagegensein – sondern ums Dazwischengehen, wenn etwas in die falsche Richtung läuft. Das ist unsere Stärke: Widerstand, wo nötig – Verantwortung, wo möglich.

  • Was wünscht du dir für die Zeit nach der Wahl – ganz unabhängig vom Wahlausgang?

    Dass wir den demokratischen Diskurs stärken, gemeinsam unerledigte Beschlüsse priorisieren – und vor allem: dass wir wieder mehr miteinander reden als übereinander. Ich wünsche mir, dass die UWV weiter als verlässliche Kraft erlebt wird – nicht immer perfekt, aber aufrichtig.

  • Was ärgert dich am meisten an politischer Kommunikation heutzutage?

    Wenn mehr versprochen wird, als man halten kann – und dann nicht erklärt, warum es nicht geklappt hat. Das untergräbt Vertrauen. Ich finde: Weniger versprechen, mehr erklären. Das ist ehrlicher – und nachhaltiger.

  • Was hältst du von Bürgeranträgen und Bürgerräten – also mehr direkter Beteiligung?

    Ich finde das gut – wenn es ernst gemeint ist und nicht zur Alibiveranstaltung wird. Bürgerbeteiligung muss früh ansetzen, gut begleitet sein und echte Wirkung haben. Dann ist sie eine große Chance für politische Kultur. Wenn ich aber sehe, dass wir auf UWV-Inititive in Weilerswist eine Bürgerversammlung beschließen, diese aber nicht durchgeführt wird, weil man erst Planungsrecht schaffen will und die Mehrheiten dies stumpf zur Kenntnis nehmen, dann ist das Gift für alle ernsten Bemühungen.

  • Was ist eine politische Wahrheit, die man nicht gern hört – die aber gesagt werden muss?

    Dass nicht alles gleichzeitig geht. Dass Geld, Personal und Zeit begrenzt sind. Und dass man manchmal zwischen zwei schlechten Optionen die bessere finden muss. Das ist nicht populär – aber ehrlich. Ich mache lieber unpopuläre Politik mit Substanz als populäre mit Schlagzeilen.

  • Was sagst du zu Menschen, die Politik pauschal als abgehoben oder korrupt empfinden?

    Ich nehme das ernst, auch wenn ich es nicht pauschal teile. Die Entfremdung ist real – und sie kommt oft daher, dass Politik zu selten erklärt, was sie tut oder unhaltbare Versprechungen abgibt um gewählt zu werden. Manche Themen sind auch sehr komplex, dass macht es nicht einfacher. Ich versuche, es mit der UWV besser zu machen: ehrlich, verständlich und offen. Und: Wir sind nicht „die Politik“ – wir sind Bürger, die sich engagieren.

  • Welches Thema wird in der Kommunalpolitik unterschätzt – aber ist enorm wichtig?

    Pflege, Alter, soziale Daseinsvorsorge. Das betrifft heute viele – und bald noch mehr. Barrierefreiheit, Pflegeberatung, nachbarschaftliche Strukturen, altersgerechtes Wohnen – da muss mehr passieren. Nicht spektakulär – aber entscheidend.

  • Was ist für dich das wichtigste Bildungsthema in Weilerswist und im Kreis?

    Ganz klar: Chancengleichheit durch gute Ausstattung. Es reicht nicht, ein Schulgebäude zu sanieren – wir müssen digitale Lernumgebungen schaffen, soziale Arbeit stärken, Schulwege sicherer machen. Bildung beginnt mit Verlässlichkeit – und das ist Sache der Kommune genauso wie des Kreises.

  • Was bedeutet für dich Umweltpolitik auf kommunaler Ebene – abseits von Parolen?

    Ganz praktisch: Flächen schützen, Hochwasserschutz voranbringen, klimafreundliche Mobilität ermöglichen. Energiewende umsetzen ohne die Menschen zu überfordern. Klimaschutz muss greifbar und tragbar sein – dann ist er wirksam. Was wir nicht brauchen, sind Verbote ohne Lösungen.

  • Was hältst du vom klassischen Parteidenken – gerade im Rat oder Kreistag?

    Ich halte es oft für hinderlich. Parteien denken oft in Abstimmungen und Ideologien, wir wollen in Lösungen denken. Das ist unser Vorteil. Ich respektiere andere Fraktionen – aber ich glaube, es ist Zeit, Kommunalpolitik vom Kopf auf die Füße zu stellen: weniger Parteilinie, mehr Sacharbeit. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass es in den Kommunen des Landes immer mehr unabhängige Gruppierungen gibt.

  • Wie viel Kultur braucht eine Gemeinde?

    Mehr, als man denkt. Kultur ist nicht nur Bühne – sie ist Begegnung, Identität, Ausdruck. Sie stärkt Gemeinschaft, macht Orte lebendig. Ich finde: Jede Gemeinde braucht Raum für Kultur. Kultur darf kein Luxus sein – sondern Teil des Alltags.

  • Wie reagierst du, wenn ein politischer Antrag von euch abgelehnt wird – obwohl du von ihm überzeugt bist?

    Zunächst ärgert mich das logischerweiese. Aber ich frage mich dann: Habe ich gut genug erklärt? War der Zeitpunkt richtig? Gab es bessere Argumente? Ich kann Kritik annehmen – und bleibe trotzdem bei der Sache. Politik ist keine Egoshow. Entscheidend ist, dass man es versucht – und dranbleibt.

  • Was kann man von der UWV erwarten, wenn es nach der Wahl keine klaren Mehrheiten in Rat und Kreistag gibt?

    Dass wir Gespräche führen – keine Deals machen. Wir sind offen für Zusammenarbeit mit allen, die  sachlich arbeiten, konstruktiv bleiben und Ziele über Eitelkeiten stellen. 

  • Womit kann man bei dir überhaupt nicht punkten – was lehnst du politisch klar ab?

    Mit Populismus, Parteikalkül und künstlicher Empörung. Ich lehne alles ab, was Spaltung betreibt oder versucht Menschen gegeneinander auszuspielen. 

  • Was gibst du jungen Menschen mit, die jetzt zum ersten Mal wählen dürfen?

    Dass sie es ernst nehmen sollten – aber sich nicht einschüchtern lassen müssen. Es ist ihr Ort.Es ist ihre Stimme. Es ist ihre Zukunft. Und ich hoffe, dass wir als UWV zeigen konnten: Man kann auch ohne Parteibuch etwas bewegen.

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